wehmut

die andersartigkeit

tage, die wie wehmut sind
lassen erkenntnis zur gewissheit werden
machen traurig die andersartigkeit wirksam.

die andersartigkeit, die die eigene wesensart ausmacht
die andersartigkeit, die gelebt sein will
die andersartigkeit, die geliebt ist
die andersartigkeit, die im wege steht,
dazuzugehören.

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dazuzugehören
zu den vielen andersartigkeiten,
die sich angeglichen haben,
des dazuzugehörens willen,
die sich angeglichen haben
zu einer gemachten einheit,
zu einer hierarchischen gewolltheit,
zu einer scheinbaren angepasstheit.

und in der sekunde der wahrnehmung
fällt ab die vermeinte dazugehörigkeit
und stunden später
überwiegt die freude über die eigene art
und die entscheidung, so zu sein,

auch wenn der blick
zu den dazugehörigen
mit ein wenig wehmut spricht.

 

Abendständchen, Johannes Brahms (aus „Drei Gesänge“, Op. 42, Text: Clemens von Brentano)