Abschied und Vermächtnis, Anlässe, Gewalt, Musik, Trauer, Vernichtung, Zeitgeschehen

Requiem für Auschwitz – to all victims of Auschwitz and the holocaust from Roger Moreno-Rathgeb

27. Januar 1945 – vor 72 Jahren wurde Auschwitz befreit

27. 1. 2016: Gedenk-Konzert „Requiem für Auschwitz“ der „Roma und Sinti Philharmoniker“, Dresdner Frauenkirche
~ hier ein Bericht mit youtube-mitschnitt des Konzerts vom 4.11.2012, Prag, Rudolfinum ~ Uraufführung-Mitschnitt vom 3.5.2012 s. u.
Hintergrundbericht: Ralf Siepmann

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Denktag 27. Januar

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Überlebende Kinder bei der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee, 1945.
FOTO: Wikimedia Commons / United States Holocaust Memorial Museum; public domain.

27. Januar 1945

Am 27. Januar wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel Alexejewitsch Kurotschkin befreit.


 

mein Gedenken to all victims of Auschwitz and the holocaust am 8. Mai 2012

es ist helllichter Tag, mein Tagwerk nahezu getan
nur kurz PC-Nachrichten sehen
und dann das:

ein Link in meinem Postfach, wie ferngesteuert klicke ich ihn an. Tränen schießen in meine Augen

Riccardo M. Sahiti betritt das Dirigentenpult

der erste Gongschlag
leichtes Trommeln
der zweite Gongschlag
leichtes Trommeln
der dritte Gongschlag
leichtes Trommeln
der vierte Gongschlag
helle, kleine weitere Gongschläge, hört zu
die Orgel setzt ein
Geigen wie Flügelschlag, Klage betritt den Raum.

PRAELUDIUM
wer klopft an?
noch einmal
und noch einmal
und noch einmal

Antwort vom Innersten
zart, alle, drängend, fragend, den Ton dem Cello abtretend
und sich vereinend
ein Triangel
ein Klopfen
ein Triangel
ein Klopfen
ein Klopfen

vielstimmige Antwort wir sind es, wir, wir
ja, sagt die Orgel und das Klopfen hört nicht auf, sie steigen auf, die Töne
werden eingefangen von der Orgel, in einer musikalischen Zeile

Stille

Freundlichkeit entfaltet sich, lädt ein, beizuwohnen der Trauer, die noch nicht benannt werden kann, sprachlos, doch
Requiem eternam
die männliche Stimme, geliehen von einem Tenor
und die weibliche Stimme, geliehen von einer Altistin
und die Stimmen vieler, das Leid im Gesang ausdrückend
wechselwirkend mit den Instrumenten

das Gedenken weitet sich aus, strömt hinein und hinaus in den Raum, in die Räume, ins Land, übers Land, übers Meer, über die Meere, zum Horizont, himmelwärts zu den Sternen, die wissen, was geschah, was angetan denen, die anders waren und deshalb nicht sein durften.

Requiem, Requiem, Requiem
eine menschliche weibliche Stimme, liest aus dem Tagebuch von Helene Berr, geschrieben 1944

DIES IRAE

Dies irae, dies illa, vereint greift Stimme in Stimme, tönt Instrument und Instrument und auf steigt Anklage, übergehend anstimmend versöhnliche Töne

pace deus
Klarinetten und Trompeten stützen das wiederholte dies irae, dies illa
pace deus

dona eis requiem

amen

eine menschliche männliche Stimme, liest aus dem Tagebuch von Petr Ginz (ein Junge), 1942
Klage und Wehmut hebt an und doch auch Hoffnung auf Helligkeit

DOMINE JESU

dunkel hüllt ‚Domine Jesu Christe‘ aus
hell stimmt ‚Rex Gloriae‘ ein
Anrufung aller ~ wo bist Du, Schöpfer?
[!wo warst Du, Schöpfer]

eine männliche Stimme, liest vor den Brief von Claartje van Aals, geschrieben 1943
Sanctus, sanctus, sanctus

Geigen und Gesang strömen warm, fast möchte man einen Tanz hören, den die Klarinette spielt,
sanctus, sanctus dominus
hosanna in excelsis
hosanna
hosanna
in excelsis
benedictus
qui venit in nomine domini
im Namen des Herrn? geschehen?
im Namen der Tyrannen! der Mörder! geschehen!
hosanna in excelsis

eine männliche Stimme, liest aus dem Tagebuch von Janusc Korczak, geschrieben 1942

AGNUS DEI
Lamm Gottes
wie Lämmer zur Schlachtbahn
Sinti, Roma

Flöten klingen schwebend, hätten wir Euch emporgehoben von diesem grausamen Ort, wir bitten: verzeiht uns, wir waren mutlos, ängstlich, kleingläubig, feige

wir, die Ihr nicht gerettet habt, schicken Euch jenseitig unsere einzigartige Musik durch Eure Geigen, die schluchzen, die Eure Herzen suchen

Requiem
dona eis requiem
ein Ton verklingt Kontrabass

eine männliche Stimme liest den Abschiedbrief von Klaartje de Zwarte-Walvisch, geschrieben 1943

LUX AETERNA
gedimmt, das Lichtlein, gebrochen, hoffend auf Helligkeit

eine weibliche Stimme erzählt die Lebensgeschichte (Levensverhaal) von Levie de Lange

LIBERA ME
befreie uns, die wir mit-tragen die Schuld
wir Ausgelöschten, wir sind befreit, befreit von Qual, Schmerz, Leid, Elend, Sehnsucht, Hoffnung. Frei von irdischem Leben.
wir sind nicht mehr bedürftig, wir schweben im Nichts mit Unseresgleichen.
dies irae, dies illa
die Glocke schlägt

requiem
und wir Irdischen flehen LIBERA ME
Amen

die Glocke schlägt
die Glocke schlägt
schlägt
die Geigen verstummen

ihrer wird gedacht …

Requiem to all victims of Auschwitz and the holocaust

Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma

Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg

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Links zum Requiem bei der Uraufführung

 

Requiem for Auschwitz (by Roger Moreno-Rathgeb) world premiere in Amsterdam on 3-5-2012, played by the Roma and Sinti Philharmonics under direction of Riccardo M. Sahiti

 

 

Website des Komponisten Roger Moreno-Rathgeb zum Requiem (niederlänisch)

 

Erläuterungen des Komponisten (deutsch)

 

Die Kulturstiftung des Bundes zum Requiem für Auschwitz

~

DIE ERINNERUNG IM GEDÄCHTNIS BEHALTEN gilt für „die Alten”

AUS DER VERGANGENHEIT LERNEN gilt für „die Jungen”

Das möglich zu machen wird TRUDE SIMONSOHN (*25.3.2021 in Olmütz)

nicht müde, in Schulen und Vereinen den jungen Menschen ALS ZEITZEUGIN

ihre Erlebnisse im „Dritten Reich“ zu berichten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Sie sagt:

Das zu tun ist sie „den Toten schuldig”.

„Für die Vergangenheit kann die Jugend nichts, für die Zukunft schon.”

~










Für ERINNERUNG AN DIE VERGANGENHEIT UND BLICK IN EINE „NEUE” ZUKUNFT sorgt auch

RICCARDO M SAHITI (Dirigent des Requiems)

hier ein „Portrait” von Ralf Siepmann auf opernnetz.de (24.2.2015)

Europas leidenschaftlichster Kulturbotschafter

Vor mehr als einem Jahrzehnt hat Riccardo M Sahiti die Roma und Sinti Philharmoniker gegründet. Das Projektorchester kämpft seitdem um Wahrnehmung und Förderung sowie eine institutionelle Basis für eine gesicherte Zukunft. Sahitis Mission ist eine doppelte. Er will einen Teil der Ursprünge europäischer Kultur neu bewusst machen und ein unüberhörbares Zeichen gegen Diskriminierung und Vernichtung von Minderheiten setzen.

Musik ist mein Himmel!“ Der Mann, der dieses Credo formuliert, ist, was man einen Vollblutmusiker zu nennen pflegt. Es gibt weitere berührende Sätze von Riccardo M Sahiti. Einer lautet: „Ich lebe 24 Stunden am Tag für das Orchester.“ Der Dirigent, 1961 in Kosovska Mitrovica im damaligen Jugoslawien als siebtes von acht Kindern einer Roma-Familie geboren, hätte auch … mehr auf opernnetz NEWS Wunderbare Zigeunermusik