heute, am katholischen Karfreitag schenke ich mir die Zeit, innezuhalten, nachzuspüren und zu entschlüsseln.
Was wäre zu entschlüsseln?
Worte meines Vaters, geschrieben am 17. VIII. 59 in mein Poesiealbum.
Ich war 10 einhalb Jahre alt. Ein Kind, ein Mädchen, auf dem Weg, ein wenig losgelöst, und doch: noch zu wenig „in der Welt“, zu verstehen … Was wollte mein Vater mir damals sagen? Nein, ich konnte nicht lesen, was er mir in mein Poesiealbum geschrieben hat. Ein wenig später hat er es mir einmal vorgelesen. Zu wenig, mir die Worte in meinem Gedächtnis zu speichern. Denn im Grunde waren sie für das spätere Leben bestimmt.
Und sie sprechen mir von meinem Vater, der zu diesem Zeitpunkt schon zwei Drittel seines Lebens gelebt hat. Er speist die Sinn-des-Lebens-Worte für mich mit Gott, dem Glauben und der Religion. Für ihn wohl, nach Zeiten von Krieg, Not und Verzweiflung, Anker für das Leben.
Ich transformiere die Worte in meine Wirklichkeit … freidenkend.