Frauenzimmer

Zimmer 335 Hotel Bad Schachen, Lindau am Bodensee, Samstag, 21. Juli 2012, 12:00ff

(m)Ein Frauenzimmer. Ich hatte schon oft ein Frauenzimmer – und Tränen schießen mir in die Augen -.

Benannt das erste Mal von einem Umzugsunternehmer, angekommen in Sichtweite des Siebengebirges. Alles besonders schön, alles besonders fein, alles besonders mein – für eine kleine Weile.

Ich entsinne mich an zwei weitere Frauenzimmer. Die Römerstraße mit ihrem an die Heimat erinnernden Kopfsteinpflaster, das Zimmer im 3. Stock. Alles besonders schön, alles besonders fein, alles besonders mein.

Die Schäferstraße, die mir ein Frauenzimmer auslieh, hinterlassen von meiner Mutter, nachdem sie sich ins Jenseits verabschiedet hat. Das Zimmer zur Straße – zusätzlich einige meiner Habseligkeiten, von mir von oben nach unten getragen. Alles besonders schön, alles besonders fein, weil alles besonders von ihr. Ab da hab‘ ich alles besonders gern adoptiert als vermächtnislos Beschenkte.

Und nun begegnet mir „mein“ Frauenzimmer als „Wohnen wie in einem gemalten Zuhause“, donné pour faire des vacances à deux. Und ein Sturzbach verwandelt mein Gesicht. Nicht nur „Der Wind ist ein Wiener (Helmut Schödel)“, auch wie mir scheint dieser mystisch-anmutende Ort verwurzelt „Meine Gedanken an Wien“, wo ich in meiner Kindheit kein Mädchenzimmer hatte. …

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Und hier, seit unserer Ankunft am Bodensee, musiziert es in mir, Rossini-selig. Meine Reisebegleiter aus Bad Wildbad von den Festspielen: SEMIRAMIDE und – ARSACE, der verzaubert mit „Ecomi alfine in Babilonia …“ ~

hier die Aufnahme „Eccomi alfine in Babilonia…“:

Opera: Semiramide:

Composer: Gioachino Rossini, Libretto by Gaetano Rossi

Semiramide – Montserrat Caballé

Arsace: Marilyn Horne

Assur: Samuel Ramey

Idreno: Dalmacio Gonzalez

Dir.: Jesus Lopez-Cobos

Berlin, 1983.

Endlich bin ich in Babylon. Und dies ist der Tempel Baals. Welch erhabene Stille! Noch ehrwürdiger macht sie den Ort der Gottheit! Welch ungewohnte Furcht, welch bange Ehrfurcht wird in der Brust des Kriegers wach, der sich von den Schrecken des Kampfes nährte und jetzt die furchtbare Gottheit erblickt! Was kann dieser Gott von mir verlangen? Sterbend entsandte mein Vater mich nach hier: eine geheime Nachricht der Semiramis heißt mich, schnell in ihren Palast kommen; und voll Sehnsucht nach Azema, der Geliebten, flog mein glühendes Herz auf den Flügeln der Liebe hierher.

Immer werde ich an den Tag meines Triumphs und Glückes denken, als ich ihr unter Barbaren Leben und Ehre retten konnte.

Mit diesen Armen entriß ich sie der rohen Gewalt. Ich fühlte, wie ihr Herz gegen das meine pochte. Sie schlug die Augen auf und sah mich an, sie lächelte mir zu und erzitterte.

Wie anders seit jenem Tage alles für mich geworden ist! Dieser Blick riß mich hin, mein Herz ging in Flammen auf. Der Himmel öffnete sich mir, die Liebe beflügelte mich, Azema und diesen Tag kann ich nie vergessen.